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Donnerstag, 14. November 2013

Marketingtour 3 – Bewerbertraining

Zu dieser Serie: Ich möchte Euch (zum Teil nachträglich) auf meine Jobsuche-Reise mitnehmen! Ich werde Teilaspekte der Chose beschreiben - wie die Reaktionen des Umfeldes | die Freuden eines Besuchs auf dem Arbeitsamt (oder wie auch immer das heute heißt) mit Euch teilen | Dinge vertexten wie Netzwerke, Stellenausschreibungen, Bewerbungen schreiben, Hoffnung, Unternehmen-Benehmen, Gedanken, Selbstwert, Zeitmanagement, Analyse, Zweifel, Vorstellungsgespräche, Reisestress, Entscheidungen, noch mehr Gedanken… Und ganz nebenher werden Ihr auch erfahren, wie meine Reise verlief. Wie sie ausging, ist ja inzwischen klar (siehe hier)...
Ich würde mir wünschen, dass auch Ihr Eure wilden Arbeits-Sachen einbringt. Seid mutig und berichtet mir (und damit einander) von Abenteuern, Zweifeln, Erfolgen, komischen Erlebnissen. Seid Ihr nun Angestellte, Chef, Selbständig oder wie auch immer Euer Arbeitsalltag aussieht... Her mit Euren Geschichten!!!

Nach meinen Erfahrungen mit der Agentur für Arbeit im letzten Teil, nun also Teil 3 – Bewerbertraining. Vermittelt durch die Agentur für Arbeit. Ich dachte: eigentlich klingt das nicht wie etwas das ich tun muss, aber guckste mal was man dort vermittelt. Vielleicht habe ich ja aktuelle Bewerbungstrends verschlafen oder mache was falsch?
Boar ey - ich bin sooo genervt von diesen weiblichen “vielleicht liegt der Fehler ja bei mir”-Automatismen und wenn ich sie dann auch noch bei mir entdecke… aaaaarrrg! Aber das ist ein anderes Thema...

Also mit meinen weiblichen Automatismen im Gepäck nichts wie hin.
Zwei Tage soll es gehen. Ich finde mich in einem Raum mit ca. 15 Anderen wieder – vom Dachdecker über Langzeitarbeitslose und Studenten bis zum Elektronik-Spezialisten. Allgemeine Hilflosigkeit angesichts der Riesenhürde “Selbstmarketing” (beim Bewerbertraining nennt man das aber glücklicherweise noch Bewerbung und hält nix von dem Managersprech-Quark. Danke!). Die Studenten quatschen einfach rein und wollen doch tatsächlich Nützliches aus diesem Training mitnehmen (das konnte doch keiner ahnen – die haben ja konkrete Fragen und fragen auch so lange, bis die Antwort kommt. Antworten hat aber keiner vorbereitet…. Scheiß Studenten…). Die länger Arbeitslosensuchenden wirken resigniert und wollen es eigentlich nur hinter sich bringen. Am “spannendsten” sind für mich die Menschen, welche lange gearbeitet haben und nun plötzlich auf dem modernen Arbeitsmarkt klarkommen müssen (isch sach doch, die Zeiten werden unsicherer – also eigentlich werden nur die Arbeitgeber unsicherer, alles andere bleibt). Sie haben olle Fotos und keine Ahnung, wie man Mappen macht - wen wunderts, hatten sie doch gehofft, Ihr Arbeitgeber wäre so loyal wie sie. Leider ist das Bewerbertraining auch für sie keine wirkliche Hilfe – auch für sie finden sich eher formale als inhaltliche Antworten:

Die Trainerin erklärt, dass man keine privaten Fotos für Bewerbungen nehmen soll, dass man sich ordentlich anziehen soll, wie man die Jobbörse der Agentur nutzt, welche Formalien für den Lebenslauf gelten,… Dann sehen wir unsere eigenen Online-Profile durch und sollen Änderungswünsche anmelden (der eigene Sachbearbeiter trägt alle Informationen in die Onlinebörse ein – man selbst kann da nichts verändern). Hierbei bekomme ich einen Lachanfall – ich habe angeblich Essays entwickelt. Ich verschenke ein E, kaufe ein A und löse: Assays. Wikipedia hat da auch eine nette Information zu, lieber Sachbearbeiter (ich schrieb ja im letzten Teil schon von den Tücken der Akademiker-Vermittlung…).

Als sich der Lachanfall legt, fragen die Studenten schon wieder reelle Dinge zu Stellenausschreibungs-Deutsch und Anschreiben-Sätzen (“ja was heißt das denn”, “ja wie genau denn”, “ja geben Sie doch mal ein Beispiel”, “wie schreibe ich das denn”). Die Trainerin druckst rum… Ich kann den Frust auf beiden Seiten förmlich riechen.

Zum Abschluss gucken wir mit der Trainerin eines unserer eigenen Anschreiben durch. Sie und Ihr Assistent sind sich einig – ich mache viel zu viel Werbung für mich selbst und schreibe ja auch so vieles rein, was ich gemacht habe und kann – will wohl in der richtigen Welt draußen keiner wissen - aha… Na, da hab ich doch was gelernt und war nicht umsonst hier. Also meine neue Art des Anschreibens: die Firma loben und sagen, dass und warum ich da arbeiten will.

Neeeeeeeeeeee – war nur ein Scherz!

Wenn ich ein Personaler wäre, was will ich dann über den Bewerber wissen? Dass er mein Unternehmen supi findet? Und dass er bei mir arbeiten will? Mensch, das kann ich mir doch schon ableiten, weil ich eine BEWERBUNG vor mir liegen habe! Was ich als Personaler aber wissen muss ist: warum soll ich den einladen? Was kann er? Warum darf ich mir den nicht entgehen lassen?
Ich geb's zu - dieses für sich selbst werben, das ist echt widerlich. Nicht weil ich mich selbst doof finde. Aber so schriftlich zu formulieren, warum ich toll bin (und ja auch alles gleich brav mit Beispielen aus meinen bisherigen Arbeiten zu belegen) - das ist superkomisch und ungewohnt und ich gerate leicht ins Labern. Dabei habe ich ja nur eine Seite Platz... Und oft weiß ich nicht einmal genau, was die Firma mit der ausgeschriebenen Stelle vorhat... Schlauer bin ich nach dem Training in jedem Fall nicht. Bewerberdeutsch - auch so ein Elend! Dazu mehr im nächsten Teil.

Aber: ich habe ein bisschen meiner eigenen Erfahrung an die Studenten beim Bewerbertraining weitergeben können (ich Omma ich) und einen Heidenrespekt vor den Menschen gewonnen, die nach Jahren/Jahrzehnten solider harter Arbeit auf diesem heutigen Arbeitsmarkt gestrandet sind. Denen würde ich gerne helfen – die Trainerin ist ja nur 2 Tage für sie da, und dann??? Dann geht es ihnen wie mir – heim und schreiben. Und hoffen… 

Zieeeeeh.jpgKirschrot
 
This part of my series "journey to a new job" is all about my experience with a training für application techniques. In German only – sorry.

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