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Samstag, 6. Februar 2016

Nach Verkündigung: die ersten 3 Monate



Puh – hier nun Teil 2 zum Thema „wir vermehren uns – uaaaaa“

Die ersten drei Monate waren bestimmt von Schock (schwups, schwanger – jetzt in echt), Unglaube (nee, echt?), (fast totaler) Geheimhaltung, Ratlosigkeit (was müssen wir denn nun tun?), ersten Arztbesuchen, Informationssuche und Nebenwirkungen.

Die erste weit verbreitete Missinformation nervte mich schon recht früh: die 9 Monate der Schwangerschaft… ES SIND 10 MONATE! Wieso wird denn überall von 9 gesprochen? Vielleicht weil man es den  ersten Monat oft noch nicht ahnt? Egal – es bleiben trotzdem 10.

Befremdlich fand ich viele Internet-Paare, die anscheinend aus zwei schwangeren Wesen bestehen. Eines davon ein Mann!?! Keine Ahnung wie das geht, aber viele Paare verkünden: „wir sind schwanger“. So ein Blödsinn!

Was ich auch befremdlich finde, ist die Abkürzungskultur in Eltern-Foren: SS für Schwangerschaft. Hhhhmm – ist das noch keinem aufgefallen? Das ist doch beknackt! Ok, aber das nur am Rand.

Meine Symptome
Ich hatte recht früh schon – vor dem ersten Arztbesuch – Schwangerschaftssymptome.

Ich war müder – das schlich sich so langsam ein.

Zusätzlich hatte ich zu den unmöglichsten Zeiten eine Art Spontanunterzucker (2 Uhr nachts, 5 Uhr nachts, 6 Uhr morgens, …) und schlafen konnte ich irgendwie seit Anfang der Schwangerschaft nicht so richtig gut. Also noch müder als durch die Schwangerschaftsmüdigkeit allein. Und erst die Reduktion der täglichen Kaffeemenge!

Übelkeit – nicht diese schlimme von der man immer hört. Aber ein bisschen übel war mir manchmal.
Verkorkster Appetit. DAS war schlimm! Hunger und kein Appetit! Ich hatte nur Appetit auf Pudding und Pommes – viel mehr konnte ich nicht ertragen. Na toll – soviel zu gesunder Ernährung in der Schwangerschaft…

Nahrungsgerüche – ging auch alles gar nicht. Der arme Held musste immer allein essen und auch schnell alles wieder wegräumen, weil ja sonst die Küche so „stank“.

Mein Bauch zog immer mal wieder – das Internet verriet mir, dass das normal ist (ich sag nur Mutterbänder).

Meine Haut drehte durch – trocken, schuppig, Haarausfall, Herpes, …

Dauernde Schnief-Nase.

Das Thema Appetit wurde später noch schlimmer. Gelüste hatte ich keine, aber meine vegane Ernährung konnte ich vergessen, als die Phase „Käsewiener“ anfing. Träume von Teewurst, Bock auf Mettbrötchen und Phantasierereien von rohem Fisch. Ich hielt es nicht mehr aus. Appetit auf nichts Vernünftiges und diese Lust auf Tier… Ich gab nach. Mit Reue, aber ja – ich gab nach und die 2-wöchige Phase der Käsewiener begann. Nix mehr mit Veganerin.

Da mein Frauenarzt Urlaub hatte, dauerte es, bis ich eine erste Untersuchung/Feststellung der Schwangerschaft hatte. Also offizielle Feststellung. Dem Helden und mir war gleich klar, dass ich schwanger bin (dem Helden noch vor mir). Ich theoretisierte noch „kann ja auch eine Eileiter-Schwangerschaft sein, oder ein Windei, oder oder oder“ und wollte mich diesem schwanger-sein noch nicht überlassen. Dann beim Arzt in Schwangerschaftswoche 9 war es offiziell – schwanger.

Ich fand es befremdlich, dieses durchgekaute Gummibärchen auf dem Ultraschall-Monitor zu sehen. Eine kleine Träne kullerte, als der Arzt meinte: 2cm lang und hier kann man das Herz puckern sehen.

    Noch befremdlicher fand ich dann die Informationsblätter zur Pränataldiagnostik, die in der Schwangerschaftswoche 11-13 durchführbar ist, welche ich bis zum nächsten Termin lesen sollte. Versorgt mit lauter sonderbaren Informationen, die NICHTS aussagen. Sie informieren, wann man welchen Test machen kann, und behaupten auch sie beschrieben, wie der Test gemacht wird. Aber das tun sie nicht! Sie sagen nur, wie das Material für den Test gewonnen wird (Blutabnahme, Fruchtwasserpunktion, Nabelschnurpunktion, …). Wie der Test dann wirklich im Labor gemacht wird, sagt keiner. Ich bin glücklicherweise in der Lage, Labortest zu verstehen und deren Grenzen zu ermessen. Meine Studienfachwahl war wohl nicht ganz sinnlos… ABER: herauszufinden, welcher Test wirklich WAS kann, ist harte Recherche-Arbeit!
      Man könnte für all diese Tests klar darstellen,
  1. was sie messen
  2. was sie nachweisen können und was nicht
  3. was die angegebenen Wahrscheinlichkeiten bedeuten (falsch positiv, falsch negativ)
  4. welche Konsequenzen was hat
  5. welche Alternative es gibt
Aber das wird nicht klar dargestellt. Das hat mich geärgert. Das hat mir Arbeit bereitet. Das ist doch Mist!

Ich habe mir viele Gedanken gemacht, Sorgen gemacht. Komisch. Vor diesen Infoblättern hatte ich keine Sorgen… Der Held konnte mit all dem Wahrscheinlichkeitskram und den biochemischen Assays nichts anfangen und war noch hilfloser als ich.

Also sind wir zu einer Beratung in ein Familienzentrum. Hilft ja nix. Ich wollte da auch nicht von meinem Frauenarzt beraten werden – das stellte sich im Nachhinein als richtige Bauchentscheidung heraus.

Unser Termin war bei einer ehemaligen Hebamme und besonders EIN Satz blieb beim Held und mir wie eingebrannt zurück: „man sollte doch guter Hoffnung sein“. Ganz genau. Mir wurde spontan klar, wie sehr mich diese Planungen/Gedanken und wissenschaftlichen Recherchen von unserem Kind weggebracht hatten. Wie groß meine Distanz in dieser kurzen Zeit geworden war. Wie sehr die Sorgen statt der Vorfreude (und uaaaa-ich-bin-echt-schwanger-Panik) im Vordergrund standen. Hui. Also wieder zurück zum Kind. Um das ging es schließlich auch. Unser Kind und unsere Bereitschaft es anzunehmen. Wir hatten relativ schnell für uns klar: invasive Methoden (z.B. Fruchtwasseruntersuchung) wollten wir nicht. Nicht-invasive Methoden liefern noch vagere Schätzwerte und können nur sehr wenige Krankheiten nachweisen. Maßgeblich Trisomie 13, 18 und 21. Also überlegten wir (und jeder kann das nur für sich selbst entscheiden):

Trisomie 21 wäre für uns kein Grund, das Kind abzutreiben.

Trisomie 13 und 18 bedeuten oft kaum Überlebenschancen für das Kind. Diese Erkrankungen sind allerdings meist auch in einem späteren Ultraschall erkennbar (sog. Feindiagnostik in der 20. Schwangerschaftswoche – auch eine Pränataldiagnostik). Bleibt also die Entscheidung: jetzt auf 13/18 prüfen lassen oder auf den Ultraschall warten?

Was bedeutet jetzt testen?

Sollte laut Test Verdacht auf Trisomie 13 oder 18 bestehen, so wäre es nur eine Schätzung – es kann auch ein falsches Ergebnis sein. Festigen/wiederlegen könnte man diesen Verdacht dann nur mit invasiven Methoden und das wollten wir ja nicht. Alternativ bliebe also nur abwarten was der Ultraschall sagt (also wochenlang Sorgen und Angst) oder unser Kind auf Basis von Wahrscheinlichkeiten abtreiben. Hhmmm – klag für uns irgendwie alles doof.

Sollte der Test negativ ausfallen, könnten beim Ultraschall dann trotzdem Hinweise auf Trisomie 13 oder 18 erkennbar sein, denn der Test liefert ja nur eine Wahrscheinlichkeit! Also irgendwie auch sinnlos.

Solltet Ihr Euch mit diesen Themen/Entscheidungen rumquälen und Euch allein fühlen – schreibt mir gern. Ich kann zwar keine fachliche Hilfe geben, aber vielleicht helfen Euch meine Gedanken um die Euren zu sortieren und zu Eurem sorgenfreien „wir kriegen ein Kind“ zurückzufinden.

Denn allein ist man damit als Paar (oder vielleicht als werdende Mama oder Papa) – vor der 13 Schwangerschaftswoche sollte man von dem kommenden Kind ja lieber noch keinem im direkten Umfeld berichten. Also hat man im Extremfall wirklich nur einander, um dieses Thema zu diskutieren und Entscheidungen zu finden. Nicht leicht. Aber auch nicht unmöglich. Und Familien-Hilfen/Hebammen können Euch da ebenfalls massiv unterstützen. Einzig die Entscheidung selbst kann Euch keiner abnehmen.

Unsere Entscheidung: wir ließen  so früh nichts testen und würden dafür den Ultraschall in Schwangerschaftswoche 20 in Anspruch nehmen. Sollten dann schwere Fehlbildungen zu sehen sein, würden wir weitersehen. Aber erstmal: guter Hoffnung sein! Und so langsam wuchs dann auch der Bauch zu einer sichtbareren kleinen Murmel.

Ich war erleichtert. Was mich zusätzlich umgehauen hat (und das sollte noch öfter so kommen) war mein Held. Also genauer gesagt mein Held und ich. Wir waren uns recht schnell einig. Was wir warum wollen und was nicht. Wow. Eine unserer ersten Entscheidungen als Eltern. Nicht werdende, sondern schon seiende. Welche Untersuchung lassen wir machen? Das wird ja immer so weitergehen. Welche Impfung? Homöopathische Medikamente? … Tausende Entscheidungen. So fühlt sich das also an, wenn man für jemand anderen verantwortlich ist. Puh… 
Erster Brachialvorgeschmack aufs Familie sein.

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